
Warum Tierversuche?
In Deutschland werden Tierversuche vor allem in der Grundlagenforschung – wie an unserem Institut – sowie in der Human- und Veterinärmedizin durchgeführt. Neue Wirkstoffe im Tierversuch auf Wirksamkeit und Nebenwirkungen zu testen ist gesetzlich vorgeschrieben – deshalb gibt es keine vollständig tierversuchsfreien Medikamente. Tierversuche können auch notwendig sein, um schädliche Umwelteinflüsse oder die Toxizität von Chemikalien zu überprüfen. Obwohl wir zunehmend auch Zellkulturen, künstliche Gewebe und Organe einsetzen, können diese den kompletten Organismus nicht vollständig ersetzen. Aus diesem Grund spielen Tierversuche in der biomedizinischen Forschung weiterhin eine zentrale Rolle. Sie ermöglichen es, grundlegende wissenschaftliche Fragen zu beantworten und medizinische Entwicklungen voranzutreiben. Trotz aller Fortschritte bleiben Tierversuche für unser Streben nach Wissen unverzichtbar.
Verständnis komplexer biologischer Systeme
Die Max-Planck-Gesellschaft betreibt Grundlagenforschung auf höchstem Niveau. Unser Institut widmet sich dabei dem Verständnis des Gehirns. In der Grundlagenforschung geht es in erster Linie um den reinen Erkenntnisgewinn. Die unmittelbare praktische Anwendung steht nicht im Vordergrund, sondern es sollen grundlegende biologische Prozesse verstanden werden. Tiermodelle spielen hierbei eine unverzichtbare Rolle, da in einem lebenden System die Interaktionen und Funktionen verschiedenster biologischer Mechanismen beobachtet werden können. Im Gegensatz zu Zellkulturen oder Computersimulationen, die nur begrenzte Einblicke bieten, ermöglichen Tierversuche den Wissenschaftlern zu untersuchen, wie Zellen, Gewebe und Organe in einem komplexen, funktionierenden Organismus zusammenwirken. Dies kann wichtige Informationen zu Genetik, Physiologie und Mechanismen liefern, die mit anderen Methoden nicht zugänglich sind. Das Verständnis ganz grundlegenden Prozesse ist wiederum entscheidend für die Entwicklung neuer wissenschaftlicher Theorien und Hypothesen, die schließlich zu innovativen Behandlungen und medizinischen Technologien führen könnten. Die Grundlagenforschung ist somit das unverzichtbare Fundament für Fortschritt in Medizin und Wissenschaft.
Entwicklung und Prüfung neuer Therapien
Bevor neue Medikamente oder Behandlungen am Menschen getestet werden können, müssen sie in präklinischen Studien auf ihre Sicherheit und Wirksamkeit geprüft werden. Tierversuche sind hierbei ein entscheidender Schritt, um sicherzustellen, dass potenzielle Therapien nicht nur wirksam, sondern auch sicher sind. Dies schützt unsere Gesundheit und minimiert die Risiken bei den nachfolgenden klinischen Studien am Menschen. Für die Entwicklung von Kosmetika und Hygieneprodukten wie Waschmitteln sind Tierversuche in Deutschland hingegen verboten. Dieses Verbot gilt auch für die Einfuhr solcher Produkte. Dennoch können selbst "tierversuchsfreie" Kosmetika Inhaltsstoffe enthalten, die ursprünglich für andere Zwecke entwickelt wurden und deren Unbedenklichkeit im Tierversuch geprüft werden musste.
Erforschung von Krankheiten
Tierversuche sind unerlässlich für die Erforschung psychischer Erkrankungen, Alzheimer oder Autsimus-Spektrum-Störungen. Viele Störungen und Erkrankungen können ausschließlich durch Studien am lebenden Organismus umfassend verstanden werden. Tierversuche ermöglichen es dabei, die Ursachen und Verläufe dieser Krankheiten zu untersuchen und so wirksame Behandlungsstrategien zu entwickeln. Ohne Tierversuche wären viele bedeutende medizinische Fortschritte nicht möglich gewesen.
Historische Erfolge
Viele der größten medizinischen Durchbrüche der letzten Jahrzehnte, wie Impfstoffe gegen Infektionserkrankungen, Insulintherapien für Diabetiker, die Entwicklung von antiretroviralen Medikamenten zur Behandlung von HIV/AIDS und moderne Anästhetika wurden durch Tierversuche ermöglicht. Medikamentöse Therapien ermöglichen heute die Behandlung vieler psychischer Erkrankungen und auch in der Krebsforschung haben Tierversuche zu bedeutenden Durchbrüchen geführt. Diese Versuche ermöglichten es, die Wirkung und Nebenwirkungen von Medikamenten zu verstehen und die richtige Dosierung zu bestimmen. Diese Erfolge haben Millionen von Leben gerettet und die Lebensqualität unzähliger Patienten in Human- und Veterinärmedizin verbessert.
Förderung von Innovation und Wissen
Menschen und Tiere weisen zahlreiche Ähnlichkeiten in Bezug auf Körperfunktionen, Krankheitsverläufe und genetische Beschaffenheit auf. Das Gehirn ist weitaus komplexer als jedes andere Organ, doch viele seiner grundlegenden Strukturen und Funktionen finden sich in verschiedenen Spezies wieder. Durch die Untersuchung von Tieren können Wissenschaftler neue Erkenntnisse über grundlegende biologische Prozesse gewinnen, die wiederum die Basis für neue medizinische Anwendungen und Technologien bilden. Dieser kontinuierliche Wissenszuwachs ist entscheidende für den Fortschritt.