Leibniz-Preis 2024 für Moritz Helmstaedter
Max-Planck-Institut für Hirnforschung Direktor Moritz Helmstaedter wird mit dem wichtigsten deutschen Forschungsförderpreis geehrt
Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis, der mit je 2,5 Millionen Euro Preisgeld verbunden ist, wird seit 1986 jährlich von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) verliehen. Insgesamt haben bislang 445 Nominierte den Preis erhalten, darunter 371 Wissenschaftler und 74 Wissenschaftlerinnen. Die Verleihung findet am 13. März 2024 in Berlin statt.
Moritz Helmstaedter wird der Leibniz-Preis für seine Pionierarbeiten auf dem Gebiet der Neurowissenschaften zuerkannt, die zu einem grundlegend neuen Verständnis der dreidimensionalen Organisation und Funktion von Schaltkreisen des Gehirns von Säugetieren geführt haben. Helmstaedter konnte Instrumente und Technologien entwickeln, die einen systematischen und zugleich hochauflösenden Zugang zu den dicht gepackten neuronalen Netzwerken im Gehirn erlauben.
Er ist damit einer der Begründer des Gebiets der Konnektomik, das aus der Rekonstruktion von Tausenden von Neuronen und deren synaptischer Verschaltungen die Grundprinzipien der Hirnorganisation erkennen lässt. Seine Analysen eines dichten lokalen Konnektoms von mehr als 200 000 Synapsen widerlegten die über Jahrzehnte gültigen Annahmen von der Funktionsweise neuronaler Konnektivität; aufgrund seiner Arbeiten geht die Wissenschaft nun von hochpräzisen Verschaltungen der einzelnen Synapsen aus. Um zu diesem Ergebnis zu gelangen, musste Helmstaedter eine Reihe methodischer Probleme lösen, etwa, wie sich große Gewebeproben bis hin zu ganzen Gehirnen aufbereiten lassen, um darin die Neuronenpopulation präzise erfassen zu können. So konnte er auch Fragen nach den prinzipiellen Unterschieden zwischen dem Gehirn des Menschen und dem Gehirn anderer Säugetierspezies beantworten.
Seit 2014 ist Moritz Helmstaedter Direktor am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt am Main. Er bekleidet zudem seit 2016 das Extraordinariat für Neuronal Networks an der Radboud University Nijmegen in den Niederlanden. Zuvor hatte er Rufe an den Janelia Research Campus in Virginia (USA) sowie an die ETH Zürich abgelehnt. Promoviert wurde der studierte Physiker und approbierte Arzt am Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung in Heidelberg.
Zwei Leibniz-Preisträgerinnen und zehn Leibniz-Preisträger haben nach der Auszeichnung mit dem wichtigsten Forschungsförderpreis in Deutschland auch den Nobelpreis erhalten : 1988 Hartmut Michel (Chemie), 1991 Erwin Neher und Bert Sakmann (beide Medizin), 1995 Christiane Nüsslein-Volhard (Medizin), 2005 Theodor W. Hänsch (Physik), 2007 Gerhard Ertl (Chemie), 2014 Stefan W. Hell (Chemie), 2020 Emmanuelle Charpentier (Chemie) und Reinhard Genzel (Physik), 2021 Benjamin List (Chemie), 2022 Svante Pääbo (Medizin) sowie 2023 Professor Dr. Ferenc Krausz (Physik). Alle Ausgezeichneten sind auch Max-Planck-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler.